Stripe, in dreizehn Jahren vom Startup zum FinTech-Giganten

Patrick und John Collison, die Gründer von Stripe
Patrick und John Collison, die Gründer von Stripe

Mit einer einfachen Idee, überzeugender Software und hartnäckigem Dranbleiben haben zwei Brüder aus Irland ein Milliarden-Unternehmen geschaffen.

Der Zahlungsdienstleister und Technologie-Gigant Stripe ging 2011 an den Start. Die Brüder Patrick und John Collison folgten dabei einer zweiteiligen Regel, die dem US-amerikanischen Investor Charlie Munger zugeschrieben wird: "Nimm eine einfache Idee. Und nimm diese Idee sehr ernst.".

Die einfache Idee lag darin, Zahlungen und Zahlungsabwicklung in Onlineshops dermassen einfach und komfortabel zu gestalten, dass Kaufabrüche die seltene Ausnahme bleiben. Das Einbinden der Software über APIs sollte für Shops und Händer ebenso einfach funktionieren. 

Das Ernstnehmen dieser Idee bedeutet, dass Stripe seine Technologie laufend weiterentwickelt und sich damit zum unentbehrlichen Problemlöser für seine Kunden macht.

Wohin hat die einfache Idee Stripe geführt?

Stripe bedient heute Millionen von Unternehmen. Dazu gehören Startups und Kleinunternehmen. Und auch Big Techs und Grosskonzerne. Zum Beispiel Amazon, Airbnb, BMW, Google, Shopify, Walmart, Zoom und weitere. Aus der Fraktion der Grossen hat Stripe heute über 100 Unternehmen an Bord, die jährlich mehr als 1 Milliarde US-Dollar über Stripe verarbeiten – nicht gemeinsam, jedes Unternehmen für sich.

Die Masse der Startups und Kleinunternehmen bleibt für Stripe allerdings ebenso wichtig, wie die börsenkotierten Konzerne. Sie alle zusammengenommen haben 2023 die Marke von 1 Billion US-Dollar Gesamtzahlungsvolumen überschritten, das über Stripe abgewickelt und verarbeitet worden ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von 25 Prozent.

Dass Stripe seinen Marktanteil laufend vergrössert, zeigt sich auch daran, dass zum Beispiel der US-amerikanische E-Commerce im vergangenen Jahr "nur" um 7.6 Prozent gewachsen ist. Stripe wächst stärker als der Gesamtmarkt, das bedeutet: kleine und grosse Neu-Kunden stossen laufend dazu und vertrauen auf die Technologie des Zahlungsdienstleisters.

Was gehört zum Produkt-Portfolio von Stripe?

Checkout und Payment Links sind die von Startups am häufigsten genutzten Produkte auf Stripe, da sie Leistung mit Einfachheit verbinden. Stripe unterstützt heute mehr als 135 Zahlungsmethoden und ist für Unternehmen in über 45 Ländern verfügbar. Nach eigenen Aussagen ist Stripe weiterhin "davon besessen", mit diesen beiden Produkten Hindernisse für Internetkäufe zu beseitigen.

Darüber hinaus bietet Stripe eine Vielzahl von Leistungen und Services, die Startups und Unternehmen das Leben einfacher machen. Zum Beispiel Billing und Invoicing, um die Rechnungsstellung zu automatisieren. Mit Tax und Capital werden Steuern automatisiert und Finanzierungen möglich. Identity hilft, die Identität von Neukunden zu verifizieren.

Mit Issuing operiert Stripe als BaaS-Anbieter für Kartenprogramme und mit weiteren Leistungen von Konten bis zu Krediten bietet das Unternehmen Embedded-Finance-Services, die von Unternehmen gebucht werden können.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Stripe bleibt seiner "einfachen Idee" der perfektionierten Zahlungsabwicklung treu. Mit zu dieser Idee gehört jedoch, Online-Händlern für verwandte Probleme keine modulare Lösung schuldig zu bleiben. 

Wohin soll die weitere Reise gehen?

Stripe publiziert jeden Frühling einen Jahresbrief, in dem die Gründer John und Patrick Collison einen Blick auf verschiedenste Aspekte ihres Unternehmens und der Märkte werfen. Ihre Gedanken zur weiteren Reise von Stripe gleich hier.

"Stripe hat es sich zur Aufgabe gemacht, das BIP des Internets zu steigern. Der Kerngedanke hinter dem Unternehmen – den wir sehr ernst nehmen – ist, dass wir uns noch am Anfang der Reise der softwaregesteuerten Innovation befinden, und Stripe ist eine angewandte Übung, um einige der sich daraus ergebenden Konsequenzen zu durchdenken. Insbesondere glauben wir, dass dank der neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet, eine bessere – globalere, benutzerfreundlichere, flexiblere, schnellere und billigere – wirtschaftliche Infrastruktur in den Händen von Unternehmen und Unternehmern zu einer dynamischeren und wohlhabenderen Welt führen wird. Es ist bemerkenswert, dass diese Reise noch in den Kinderschuhen steckte, als Stripe im Jahr 2011 an den Start ging. Dreizehn Jahre und mehr als eine Verdoppelung der Internetnutzer später ist es immer noch zu früh. Die Welt des Jahres 2034 wird ganz anders aussehen."

Einige weitere bemerkenswerte Überlegungen gibt's in der vollständigen Version des Jahresbriefes.

Was Stripe aus analysierten Daten zu Startups sagen kann

Stripe verfügt über einen riesigen Datenpool, aus dem sich Erkenntnisse zu den verschiedenen Kundengruppen ablesen lassen. Zu den interessanten Einsichten gehört zum Beispiel, dass ausbleibende oder niedrige VC-Finanzierungen das Verhalten von Startups ändern. Aus der "Not" können sich offenbar auch neue  Chancen ergeben.

"Vielleicht liegt es an der knapperen Finanzierung, dass sich die Unternehmer darauf konzentrieren, schneller Geld zu verdienen und so schnell wie möglich profitables Wachstum zu ermöglichen. Bei Startups, die im Jahr 2022 gegründet wurden, dem letzten Jahr, für das uns ein ganzes Jahr an analysierbaren Daten vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie innerhalb ihres ersten Jahres Umsätze erzielen, um 60 Prozent höher und die Wahrscheinlichkeit, dass sie innerhalb ihres ersten Jahres eine Million US-Dollar umsetzen, um 57 Prozent höher als bei Startups, die im Jahr 2019 gegründet wurden."

Fazit: Startups, die mit Investoren-Geld überschwemmt werden, sind tendenziell weniger motiviert, Profitabilität anzusteuern.

Stripe in Zahlen

Stripe hat den (längst erwarteten) Börsengang noch vor sich. Über das Privatunternehmen sind nicht allzuviele Zahlen öffentlich verfügbar, einige Einblicke sind dennoch möglich.

Das gesamte Volumen der über Stripe verarbeiteten Zahlungen beläuft sich inzwischen auf über 1 Billion US-Dollar jährlich. Stripe belastet weder Einrichtungs- noch Monatsgebühren. Mit variablen Prozentsätzen und einer fixen Fee pro Transaktion, kommen bei einem Volumen von 1'000 Milliarden Dollar jedoch stattliche Beträge zusammen.

Das Unternehmen generiert mit 8'480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 16 Milliarden US-Dollar.

Nach der aktuellen Finanzierungsrunde (Stock Sale) über 694 Millionen US-Dollar hat Stripe eine Bewertung von 65 Milliarden US-Dollar erhalten. Das sind 30 Milliarden weniger als 2021, aber 15 Milliarden mehr als vor einem Jahr. 

Nach Aussagen der Gründer hat Stripe 2023 einen soliden positiven Cashflow erwirtschaftet und wird dies voraussichtlich auch 2024 schaffen.